Julia Schramm malt Menschen, wie wir sie nie gesehen haben. Und eigentlich auch nicht sehen wollen. Außer wenn Julia Schramm sie malt. Denn ihre Figuren kommen zwar auf den ersten Blick aus einer düsteren, beinahe apokalyptischen Zwischenwelt. Aber sie strahlen Wärme und eine beinahe schon heitere Freundlichkeit aus - man möchte sich gerne zu ihnen gesellen. Wenn wir uns auf Julia Schramms Bilder einlassen, führen sie uns in Zwischenräume, deren Existenz wir bisher nur ängstlich geahnt haben. Die warmen, leuchtenden Farben bahnen uns einen Weg, an dessen Ende Zuversicht steht.
Das entspricht dem Weg, auf dem Julia Schramm zu ihren Bildern findet. Malerei ist für sie ein tastender, experimenteller Prozess. Geleitet wird er von assoziativen, emotionalen Momenten. Dabei interessiert sie sich für die irritierenden Aspekt, das Unvollkommene, das Ungerade und vor allem das Unsagbare. Dabei steht häufig das Miteinander der Figuren im Vordergrund – Wesen mit grotesken Körpern und unfertigen Gesichtern, die sich aber berühren, ganz nah beieinanderstehen oder sich umarmen.
Dem entspricht auch die Arbeitsweise von Julia Schramm. Lena Fliesbach hat sie beschrieben: "Julia Schramm arbeitet vornehmlich allein in ihrem Studio, bei verschlossenen Türen. Es ist ein meditatives Arbeiten: Die Künstlerin bespannt ihre Leinwände, grundiert sie mit Gesso und trägt eine erste Schicht Acrylfarbe auf. Sie verteilt mehrere dieser vorbereiteten Bilder auf dem Boden, um parallel an ihnen zu arbeiten. Dann gießt sie mit Wasser verdünnte Gesso-Grundierung auf die Leinwände, auf die sie wiederum assoziativ mit Acryl- und Ölfarbe arbeitet, wobei sie nie Schwarz verwendet, sondern stets dunkle Farben übereinanderlegt. Immer wieder gießt sie die helle Grundierung zwischen den Farbschichten auf die Bilder, um die Motive weiterzuentwickeln. Es erscheinen neue, weiße Flächen auf dunklem Grund, aus denen die Künstlerin nach und nach mit Pinseln, Fingern und Lappen die Gestalten herausarbeitet. Dabei reizt sie immer wieder die Grenzen der technischen Möglichkeiten aus. Was hält die Leinwand aus? Wann endet die Figürlichkeit und wann beginnt die Abstraktion? Welche Reliefs und Strukturen entstehen, wenn man Tücher in die Farbflächen legt? Bei ihrer Arbeit hat nicht nur die Farbe stets ein großes Mitspracherecht, sondern auch der Aspekt des Zufalls. So testet Julia Schramm auch, was passiert, wenn sich unter der Leinwand Unebenheiten befinden oder welche Schemen bei zufälligem Farbauftrag in Erscheinung treten."
Ausstellungszeitraum: 20.10.24
bis 10.11.24
Website
wp.juliaschramm.com/http://wp.juliaschramm.com/
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